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Interview VKS News

  • Victor
    Victor

VKS NEWS: Herr Fischer, was genau verbirgt sich hinter CleenR?

CleenR möchte die kommunalen Reinigungsbetriebe durch Digitalisierung und Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) im Kampf gegen Litter unterstützen. Dabei geht es um relevante Datenlieferungen für die wesentlichen Themen der Einsatzplanung, der Litter-Analyse und daraus folgend auch einer transparenten Weitergabe von Reinigungskosten an Hersteller.

VKS NEWS: Welche Technologie steckt hinter ihrem Produkt?

Kernstück der Technologie ist eine KI-basierte Software, welche kleinteilige Abfälle wie Zigarettenstummel, Kronkorken oder Plastikstrohhalme auf Videos und Fotos erkennt. Ein entsprechendes Kamerasystem kann an Kehrmaschinen oder sonstigen Reinigungsgeräten des kommunalen Fuhrparks angebracht werden. Die Technologie ist in der Lage Ort, Zeit, Art und Stückzahl der erkannten Objekte zu speichern.

Als Ergebnis erhalten die kommunalen Reinigungsbetriebe Reports und Auswertungen darüber, an welchen Stellen, zu welcher Zeit und in welcher Menge der Litter beseitigt wurde.

VKS NEWS: Wo sehen Sie das besondere Potenzial Ihrer Technologie?

In Pilotprojekten in zwei hessischen Städten hat sich bestätigt: Gerade die ortsbasierte Darstellung zeigte sich in den kommunalen Pilotprojekten als besonders relevant, da Hotspots durch KI sichtbar wurden. So zeigte sich in Frankfurt am Main, dass neben den sogenannten „Müllgaragen“ der meiste Litter entsteht. Die zeitliche Analyse ermöglicht es zudem, Trends in der Litter-Entstehung zu erkennen und Reinigungsintervalle entsprechend anzupassen.

VKS NEWS: Mit welchen Herausforderungen sind sie konfrontiert?

Die Vielfalt des Litter stellt natürlich eine besondere Herausforderung für die Genauigkeit der KI dar. So haben sich zum Beispiel bei den Zigarettenstummeln in letzter Zeit einige Heat-not-Burn-Produkte unter den Litter gemischt. Diese unterscheiden sich durch die Länge und Farbe von herkömmlichen Kippen, sodass die Technologie kontinuierlich lernen muss, neue Produkte und Verpackungen zu erkennen.

Auch gilt es, die Technologie an möglichst vielen unterschiedlichen Kehrmaschinen und Fahrzeugen zu testen, um die Genauigkeit bei unterschiedlichen Perspektiven, Entfernungen und Fahrgeschwindigkeiten sicherzustellen. Je mehr Daten wir haben, desto besser können wir unsere KI trainieren und die Erkennungsleitung verbessern.

VKS NEWS: Wie beurteilen Sie den Einsatz von KI in den kommenden Jahren?

In einer Zeit, in der sich Städte aufgrund diverser Megatrends wie Urbanisierung und Digitalisierung rapide verändern, steht es außer Frage, dass Technologien wie KI eine entscheidende Rolle spielen werden in der Entwicklung zur Smart City. Es ist wichtig zu verstehen, dass KI kein Alleskönner ist und die Arbeit der kommunalen Reinigungsbetriebe sinnvoll ergänzen und nicht ersetzen soll. Insbesondere kann KI wertvolle Hilfe leisten, gerade wenn es um eine zügige Umsetzung der europäischen Einwegkunststoffrichtlinie geht.

Unsere ermittelten Daten können für Sauberkeitsmessungen herangezogen werden, die Effizienz einzelner Maßnahmen überprüft und Trends frühzeitig erkannt werden. Ein wichtiger Schritt zur Smart City aber insbesondere für den Erhalt der Attraktivität unserer Städte und Kommunen.

Vielen Dank.

Publiziert am 03.12.2020